Erziehen statt Abrichten!

Hundetraining ist mehr als Sitz-Platz-Fuß!

Oft werden Hundebesitzer gefragt ob denn der Hund „abgerichtet“ sei und das wird dann das erste Kriterium mit dem Beurteilt wird ob der Hund alltagstauglich ist oder nicht. Oft wissen die Fragenden aber gar nicht, was ist denn „Abrichten“ überhaupt und ist dies überhaupt so wichtig für einen Hund? In diesem Artikel möchte ich den Unterschied von Hundeerziehung und -Ausbildung erklären und was „abrichten“ dabei für eine Bedeutung hat.

Stella mit Ball

"Abrichten" als historisches Überbleibsel

Als „Abrichten“ wird die Ausbildung von Tieren zu bestimmten Zwecken bezeichnet und bedeutet das gleiche wie „Dressur“. Der Unterschied in den beiden Worten liegt meist nur in der Art der Ausbildung. Während „Abrichten“ oft mit Arbeits-Zwecken verbunden wird (Rettungshunde, Assistenzhunde, Jagdhunde, e.t.c.), so spricht man bei der Dressur eher davon dem Tier Kunststücke beizubringen, welche nur der Unterhaltung anderer dienen. Leider wird das „Abrichten“ jedoch sehr oft verwechselt mit der Hundeerziehung. So kann es sein, dass ein Hund welcher perfekte Arbeit leistet beim Apportieren, nicht Verträglich ist mit anderen Hunden und wenn er einen anderen Hund sieht in aggressives Verhalten umschwenkt oder wie ein wildgewordener an der Leine zieht, wenn er ein Kind schreien hört.

Leider wird der Ausdruck „Abrichten“ auch oft mit Methoden in Verbindung gebracht, welche heutzutage nicht mehr modern und vor allem gottseidank nicht mehr erlaubt sind. Auch wenn leider viele selbsternannte „Hundetrainer“ noch immer mit Gewalt, Druck, „Dominanz“ und Angst versuchen Hunde „abzurichten“ gibt es heutzutage zwar gottseidank immer mehr gut ausgebildete Hundetrainer und vor allem Hundebesitzer, die mit modernen Methoden auf positive Verstärkung setzen, das Wort „Abrichten“ wird aber trotzdem immer wieder damit in Verbindung gebracht, einem Hund etwas mit Schlägen oder „Dominanz“ beizubringen. Mit den modernen Methoden setzt man darauf, gewünschtes Verhalten zu belohnen, nicht erwünschtes Verhalten umzulenken bzw. zu ignorieren.

Vielleicht sollte man also das mittlerweile sehr negativ behaftete Wort „Abrichten“ beiseite legen und künftig auf die „Ausbildung“ setzen. Unterscheiden muss man jedoch dann immer noch zwischen Ausbildung und Erziehung. Der Unterschied zwischen „Erziehung“ und „Ausbildung“ kann viel leichter verstanden werden, als „Abrichten“ und „Erziehung“ vor allem weil die selbe Unterscheidung ja auch für den Menschen gilt.

Was ist der Unterschied zwischen Erziehung und Ausbildung?

Die Begriffe „Erziehung“ und „Ausbildung“ lassen sich relativ einfach anhand von Beispielen erklären:  

  • Erziehung 
    Der Brockhaus (Lexikon) definiert Erziehung wie folgt:
    „Unter Erziehung versteht man die pädagogische Einflussnahme auf die Entwicklung und das Verhalten Heranwachsender. Dabei beinhaltet der Begriff sowohl den Prozess als auch das Resultat dieser Einflussnahme .“
    Wie also auch bei Kindern müssen Hunde lernen wie sie sich in der Gesellschaft zu verhalten haben. Sei es gegenüber anderen Hunden oder anderen Tieren, gegenüber Menschen, gegenüber Kindern,…
    Aber auch Verhalten welches ihnen wohl tut oder vermeiden von Verhalten welches ihnen schadet müssen Hunde erlernen. Hunde und vor allem Welpen beißen sich gegenseitig zum Beispiel mehr oder weniger Vorsichtig im Spiel. Ein Hund weiß bei der Geburt jedoch nicht, dass er einen Menschen nicht genauso wie seine Geschwister spielerisch beißen darf. Die Haut des Menschen ist viel empfindlicher und darf deshalb nicht von den Zähnen des Hundes berührt werden. Hunde lernen das sehr schnell und es ist nicht schwer es ihnen beizubringen, aber man muss wissen, dass man es ihnen zeigen muss und wie.
  • Ausbildung 
    Im Gegensatz zur Erziehung beschäftigt sich die Ausbildung oder im menschlichen Kontext auch oft „Bildung“ damit bestimmte Aufgaben meistern zu können. Im Gegensatz zu Menschen können Hunde selbstverständlich nur „praktisch“ ausgebildet werden und keine „Theorie-Stunden“ absolvieren.
    Die Ausbildung zum Rettungshund, zum Therapiehund, zum Blindenhund, zum Jagdhund zeigt den Hunden also, welche Aufgaben sie haben. Eine „Grundausbildung“ wird meist in der Welpenschule absolviert, wo Kommandos wie „Sitz, Platz, Bleib, Fuß, e.t.c.“ beigebracht werden.
    Als Beispiel ist die Ausbildung zum Blindenhund: In dieser Ausbildung werden dem Hund zum einen viele Situationen gezeigt in welchen er sich wohl fühlen muss, andererseits muss er viele Kommandos erlernen um Blinde zuverlässig durch das Leben zu führen. Nicht jedoch ist es teil der „Ausbildung“, dass der Hund wie oben beschrieben lernt, dass er niemanden beißen darf. Dies ist Erziehung und Voraussetzung dafür, dass er die Ausbildung beginnen und vor allem abschließen kann und darf.

Hundeerziehung für einen entspannten Alltag

Wer einen Hund hat ist also eigentlich nicht dazu verpflichtet, seinen Hund „auszubilden“. Möchte man mit seinem Hund keinen Hundesport betreiben oder keine aufwendige Ausbildung machen (Rettungshund, Jagdhund, e.t.c.) ist es nicht wichtig, dass der Hund perfekt „Fuß geht“, sich auf 20 Meter Entfernung exakte Befehle erteilen lässt oder auf Kommando einen dreifachen Salto rückwärts mit Schraube macht. Eine Grunderziehung mit den wichtigsten Kommandos und ein verlässlicher Rückruf reicht vollkommen für ein glückliches Zusammenleben.

Viel mehr ist jeder Hundebesitzer aber in der Pflicht seinen Hund zu erziehen und ihm seine Grundbedürfnisse zu erfüllen. Hört man in den Medien davon, dass ein Hund „aus heiterem Himmel“ jemanden Gebissen oder verletzt hat, so läuft es jedem kompetenten Hundetrainer eiskalt über den Rücken runter. Fast alle solche Zwischenfälle sind darauf zurückzuführen, dass die Hunde nicht richtig erzogen sind. Trotzdem dass Experten dies auch im Vorhinein feststellen könnten, gibt es leider keine Handhabe dagegen. Selbst wenn ein Hundetrainer feststellt, dass ein Hund aggressive Züge hat, so muss das nicht sein, dass der Hundehalter dies genau so sieht und vor allem gibt es keine Möglichkeit etwas dagegen zu unternehmen wenn der Hundehalter nicht zustimmt.

Wer diesen Artikel gelesen hat weiß, was der Unterschied zwischen Erziehung und Ausbildung ist. Was jedoch jetzt Erziehung und Ausbildung im Detail bedeutet ist viel komplexer und wird sicher noch Thema in vielen weiteren Artikeln sein. Mehr über die bereits einige male erwähnten Grundbedürfnisse des Hundes könnt ihr in diesem Beitrag lesen. 

Der Tierschutzqualifizierte Hundetrainer

Ein Qualitätssiegel des Gesundheitsministeriums

Wer in Österreich eine Hundeschule eröffnen möchte, braucht aus rechtlicher Sicht keine speziellen Qualifikationen. Um Hundehaltern jedoch bei der Auswahl einer guten Hundeschule zu helfen und den Qualitätsstandard im Hundetraining zu definieren und langfristig zu verbessern, wurde vom Bundesministerium für Gesundheit im Jahr 2012 ein Gütesiegel für Hundetrainer ins Leben gerufen. „Tierschutzqualifizierte Hundetrainer“ dürfen sich demnach nur jene Personen nennen, die eine zweiteilige Prüfung am Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien bestanden haben, sich regelmäßig fortbilden und sich Qualitätskontrollen unterziehen.

Wenn du eine Hundeschule suchst, kannst du dich gerne bei uns melden. 

Auch wenn du nicht zu uns kommst, wende dich gerne an einen unserer Kollegen, achte aber auf das Qualitätssiegel des Gesundheitsministeriums. Hier gibt es eine Liste mit allen Tierschutzqualifizierten Hundetrainern:
www.vetmeduni.ac.at/tierschutzqualifizierte-hundetrainerinnen/tierschutzqualifizierte-hundetrainerinnen

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